Protestplakat - gemalt an dem Tag durch Beschäftigte, als Dieter Eich die Schließung bekannt gab.17.10.2010 – In einem Sonder-Informationsblatt für die Belegschaft hat der Gesamtbetriebsrat des DGB Bildungswerks die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über die aktuellen informiert – und dabei auch klar Position bezogen:

Bilanziert wird in dem Papier zunächt, wie die Arbeitnehmervertreter im Vorfeld der Beschlussfassung vom 4. Oktober immer wieder auf Gespräche mit der Geschäftsführung, aber auch mit der DGB-Vizevorsitzenden Ingrid Sehrbrock gedrängt haben. Denn gerade angesichts der für das Bildungswerk schwierigen Situation hätte aus Sicht des Betriebsrates geholfen, die Einschätzungen der Belegschaft und der Arbeitnehmervertreter in die Entscheidungsfindung mit einzubeziehen. Doch solche Gesprächsangebote seien „seitens des Vorstands nicht angenommen worden“.

Kritisiert wird dann auch, dass die Belegschaftsvertreter bis heute über zahlreiche Aspekte der wirtschaftlichen Entwicklungen des Bildungswerks entweder nicht, oder nicht ausreichend informiert worden seien. So seien „eingeforderte Unterlagen zur wirtschaftlichen Lage des Bildungswerks“ – darunter Wirtschaftsprüfungsberichte und Angaben zum Jahresabschluss 2009 entweder nur lückenhaft oder aber auch überhaupt nicht erfolgt. Die Informationspolitik der Geschäftsführung erfülle nicht ein Mal die arbeitsrechtlich gebotenen Mindestandards.

Nicht nachvollziehbar sei zudem, wie Bildungsangebote in Hamburg und Niederpöcking
„ohne Abstriche“ ohne die Häuser aufrecht erhalten werden sollen. Denn anderer Stelle sei selbst Dr. Dieter Eich von einem Seminarrückgang zwischen 30 und Prozent ausgegangen, sollten die Häuser tatsächlich zum 31.12.2011 geschlossen werden.

In der Tat: bislang liegen noch nicht einmal Eckpunkte einer konzeptionellen Konkretisierung für die Zukunft des Geschäftsbereichs Betreibsratsqualifizierung vor. Eine notwendige Debatte zur inhaltlichen und strategischen Ausrichtung des Bildungswerks, finde nicht statt. Eindeutig stellen die Betriebsräte auch mit Blick auf diese Entwicklung dann fest, dass der Beschluss des Vorstandes vom 4. Oktober in keiner Weise akzeptabel sei. Von der Geschäftsführungsseite gäbe es weder Aussagen zur Finanzplanung, noch zu dem dann notwendigem Personalbedarf.

Eine solche Finanzierungsperspektive sei auch in den Beglegschaftsversammlungen vom 6. und 7. Okober nicht erkennbar gewesen. Deshalb würden die Betriebsräte bei ihrer Forderung verbleiben, dass Sozialplanmittel besser zur Sanierung der Häuser und für ein attraktives Bildungsangebot investiert werden sollten.

Auch deshalb bleibe es notwendig Gespräche zu führen, denen möglichst eine Aussetzung des Vorstandsbeschlusses vom 04. Oktober vorausgehen müsse. Vollständig kann diese Sonderinfo des GBR hier herunter geladen werden.

anstatt sich sachlich mit den Forderungen des Förderkreises Sasel auseinanderzusetzen, reagieren Geschäftsführung und Leitungskräfte des DGB Bildungswerks momentan mit scharfer Ablehnung. In Leserbriefen für Zeitungen einer regelrechten Kampagne gegen die Aktiven des Förderkreises. Dabei wird vor allem der Eindruck zu erwecken gesucht, dass der Förderkreis falsche Tatsachen behaupte und von der wirklichen Situation keine Ahnung habe. Gezielt wird der Eindruck hervorgerufen, dass die Belegschaft doch ganz anders denke, als es der Förderkreis darstelle. Andererseits werden Belegschaftsangehörige unter Druck genommen, sich zu distanzieren.

Aus diesem Grund haben wir uns entschieden hier zwei Original-Stellungnahmen des Gesamtbetriebsrates des DGB Bildungswerks Euch zur Verfügung zu stellen. Macht Euch selbst dazu ein Bild. Ach ja: Die Bilder, die wir hier dokumentieren, stammen alle von Beschäftigten. Gemalt an dem Tag, als Dr. Dieter Eich die Schließung verkündete. Weitere findet ihr hier. Die Hervorhebungen sind hingegen von uns!

Eure Aktiven aus dem Förderkreis
16.10.2010

Stellungnahme des GBR vom 14.04.2010 zu den Angriffen der Geschäftsführung des DGB Bildungswerks auf den Förderkreis Sasel

Anlass für die Stellungnahme waren zwei Schreiben von Dr. Dieter Eich und von Christine Zumbeck, Geschäftsbereichsleiterin BRQ. Während Dr. Dieter Eich dem Förderkreis unterstellte mit seinem Aufruf die Unwahrheit zu sagen und in diesem Zusammenhang von einer „Unverschämtheit“ sprach, gleichzeitig aber versprach, alles zu tun, um „auf jeden Fall den Standort HH erhalten“ zu wollen, verwies Christine Zumbeck darauf, dass sich das eigene Haus in einem „hart umkämpften Markt“ befinde. Am Markt sei aber „die Preisgabe von geschäftlichen Problemen freundlich gesprochen nicht geschäftsfördernd“. Sie denke gegenüber dem Förderkreis zwar nun nicht über „Schadensersatz“ nach, doch der Förderkreis möge doch bedenken, dass sich die Beschäftigten der Aktion des Förderkreises „nicht angeschlossen“ haben. Der Förderkreis möge deshalb nun den Schaden, der er angerichtet habe, durch ehrenamtliches Engagement wieder gut machen. …

Darauf antwortete der Gesamtbetriebsrat des DGB Bildungswerks in seinem Schreiben wie folgt:

Die Beschäftigten beziehen sich auf den Förderkreis ...Lieber Dieter, lieber Lothar,

der Gesamtbetriebsrat und der Betriebsrat Hamburg Sasel haben die an den Förderkreis gerichtete Antwortmail zum Aufruf: „Sasel muss erhalten bleiben“ der Geschäftsbereichsleiterin „Betriebsrätequalifizierung“ Christine Zumbeck zur Kenntnisnahme erhalten.

Wir möchten hierzu wie folgt Stellung nehmen:

Der Aufruf hat den Charakter einer Werbekampagne und ist aus Sicht der Interessenvertretung für die Teilnehmermobilisierung äußerst hilfreich. Sasel steht vor dem Problem in den nächsten drei Jahren bis Ende 2012 ohne Sanierungsinvestitionen und mit einer abnehmenden Personalbesetzung weitergeführt werden zu müssen. Ein offener Umgang mit dem Schließungstermin wird uns bei den Teilnehmern einen Bonus einbringen, der dazu führen wird, dass die- eigentlich berechtigte – Kritik an Ausstattung des Hauses, Zustand der Zimmer etc. bei vielen Teilnehmern verstanden und hinten angestellt werden wird.

„Besuchen Sie Sasel solange es noch besteht“ – Auch dieser Aspekt des Aufrufs wird in den nächsten Monaten und Jahren zu einer zusätzlichen Teilnehmermobilisierung und damit zu einer Verbesserung der Belegung im Haus beitragen.

An Kollegin Zumbeck stellt sich die Frage, ob sie ernsthaft glaubt, dass sich die Schließung des Hauses vor den Kunden verbergen lässt. Es stellt sich uns die Frage, wie aus ihrer Sicht als Leiterin des Geschäftsbereichs BRQ denn ein anderer Umgang mit der Schließungsdiskussion in der Öffentlichkeit und bei den Teilnehmern aussehen kann. Dazu bleibt sie bisher auch in allen anderen Gesprächen eine Antwort schuldig.

Eine Trennlinie zwischen den Beschäftigten des Bildungszentrums und dem Förderkreis zu konstruieren ist absurd. Die Aktion des Förderkreises und die aus dieser Aktion hervorgegangene Solidarisierung unserer Kunden mit dem Bildungszentrum Sasel ist ein wesentlicher Beitrag zur Sicherung der aktuellen Beschäftigung und zur Diskussion über die Fortführung der Bildungsarbeit am Standort Hamburg.

In diesem Sinne begrüßen der Gesamtbetriebsrat des Bildungswerks und der Betriebsrat des Tagungszentrums Sasel ausdrücklich die Unterstützungsaktion der am Aufruf beteiligten Betriebsratsgremien und bedanken sich für die damit verbundene Unterstützung und Förderung.

Abschließend möchten wir noch anmerken, dass die Antwort der Geschäftsbereichsleiterin Christine Zumbeck an den Förderkreis in Ton und Wortwahl unangemessen und arrogant ist. Beide Texte (Aufruf und Antwort) finden sich im Anhang.

Mit freundlichen Grüßen
DGB Bildungswerk e.V.
Gesamtbetriebsrat
Ingrid Gohr-Anders
GBR-Vorsitzende

INFO des Gesamtbetriebsrates für die Beschäftigten des DGB Bildungswerks / Mitte September 2010

Die Beschäftigten haben ein anderes Verständnis vom DGB, als die GeschäftsführungLiebe Kolleginnen und Kollegen,

am 2. September 2010 sind wir als Gesamtbetriebsrat seitens der Geschäftsführung des DGB Bildungswerks über den Stand der Planungen zur

>>> Fortführung/Schließung der Tagungszentren Niederpöcking und Hamburg-Sasel
>>> und zu den Zukunftsoptionen für den Geschäftsbereich „Betriebsrätequalifizierung“

unterrichtet worden. Dieter Eich und Lothar Jessen stellten uns insgesamt 5 Szenarien mit unterschiedlichen Optionen zur Fortführung des Geschäftsbereichs Betriebsrätequalifizierung jeweils mit und ohne bildungswerkseigenen Tagungszentren vor.

Szenario 0: Schließung der Tagungszentren Starnberg und Sasel zum
31.12.2011; Fortführung des GB „BRQ“ mit 80% des bisherigen Volumen.

Szenario 1: Schließung der Tagungszentren Starnberg und Sasel zum
31.12.2011; Fortführung des GB “BRQ“ mit 50% des bisherigen Volumen.

Szenario 2: Schließung des Tagungszentrum Starnberg und Fortführung des Tagungszentrum Sasel bei gleichzeitiger Sanierung des Gebäudes; Entwicklung und Ausbau des GB “BRQ“ auf 107% des bisherigen Volumens.

Szenario 3: Schließung Starnberg und Sasel zum 31.12.2011; Einstellung des GB „BRQ“.

Szenario 4: Strukturanpassung „BRQ“; ansonsten bleibt alles im Wesentlichen wie es war.

Szenario 4 ist aus Sicht des GBR nur hypothetisch. Ohne eine nachhaltige Restrukturierung des BW wären wir in absehbarer Zeit tatsächlich pleite.

Das Betriebsverfassunggesetzt fordert vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem Betriebsrat. Im Bildungswerk scheint das ein Fremdwort zu sein.Den mit dem Wegfall der Tagungszentren (Szenario 0 und 1) zu erwartenden Einbruch im Geschäftsbereich BRQ schätzte die Geschäftsführung (Dieter Eich) auf dann noch die Hälfte des bisherigen Volumens. Dieter Eich geht in diesem Fall von einer entsprechenden Personalreduzierung im GB „BRQ“ aus.

Die Geschäftsführung erarbeitet derzeitig auf der Grundlage dieser insgesamt fünf Szenarien eine Beschlussvorlage an den Vorstand und die Mitgliederversammlung des DGB Bildungswerks. Die Diskussion und Beschlussfassung im Vorstand des Bildungswerks soll Anfang Oktober erfolgen. Nach eigenem Bekunden wird die Geschäftsführung die Schließung der Häuser und die Fortführung des GB „BRQ“ vorschlagen.

Wir haben den Vorstand des DGB Bildungswerks in einer Stellungnahme unsererseits dazu aufgefordert, die unterschiedlichen Szenarien auch mit den Betriebsratsgremien inhaltlich zu diskutieren. Wir wollen in dieser zentralen Frage der Zukunft des Bildungswerks keine kurzfristige Entscheidung sondern eine sorgfältige Abwägung und Diskussion der Chancen und Risiken.

Das wesentliche Thema der anstehenden Gespräche im Vorstand sind aber nicht die Tagungszentren selbst sondern die Finanzsituation des DGB Bildungswerks im Allgemeinen und die Umsetzung der Strategie „2013″ durch den GB:,BRQ“ im Besonderen.

Stagnierende Teilnehmerzahlen und die Nichterreichung der geplanten Volumensteigerung in der Zahl der durchgeführten Seminare begründen aus Sicht der Geschäftsführung die Notwendigkeit zur Schließung der Häuser. Auf Seiten des Geschäftsbereich „BRQ“ konnten bisher nicht die kalkulierten Deckungsbeiträge durch Volumensteigerung erreicht werden.

In dieser Hinsicht sind die jetzt zu verhandelnden Maßnahmen die Konsequenz aus der nicht erfolgreichen Umsetzung der Strategie 2013, die die Geschäftsführung in den letzten drei Jahren verfolgt hat.

Der GBR hat in Abstimmung mit den örtlichen Betriebsräten die Unterrichtung durch die GF zum Anlass genommen, nun die Aufnahme von Interessenausgleich- und Sozialplanverhandlungen zu fordern.

Unser Verhandlungsziel ist ein verbindlicher Restrukturierungsplan zur nachhaltigen Sicherung eines wettbewerbsfähigen Seminarangebots in eigenen Häusern.

Betriebsrat und Beschäftigte denken strategisch.Für die weitere Diskussion kommt aus Sicht des Gesamtbetriebsrates darauf an, dass gemeinsam mit allen Beteiligten ein zukunftsfähiges Geschäftsmodell für den GB „BRQ“ mit einer entsprechenden Auslastung der Tagungszentren gefunden wird. Anders ist auch aus unserer Sicht die Aufrechterhaltung der Tagungszentren nicht zu gewährleisten.

Im Gegenzug ist für den Geschäftsbereich Betriebsrätequalifizierung die Aufrechterhaltung eigener Häuser ein zentraler Wettbewerbsaspekt. Mit dem Wegfall der Tagungszentren als Alleinstellungsmerkmal und wesentlichen Marketingaspekt (Sasel als Marke – Starnberg als attraktiver Seminarort) ist zu befürchten, dass der GB „BRQ“ irreperablen Schaden nimmt und ebenfalls abgewickelt werden muss.

Die Fortführung der Häuser (insbesondere Sasel) ist nur mit umfangreichen Investitionen in der Ausstattung möglich. DER GBR vertritt die Auffassung, dass die für die Schließung der Häuser notwendigen Sozialplanmittel nicht zur Finanzierung von Arbeitslosigkeit eingesetzt werden sollten, sondern besser investiv zur Sanierung der Tagungszentren und zur Sicherung eines zukunftsfähigen Geschäftsmodells BRQ verwendet werden könnten.

Das Sozialplanvolumen wird zwischen Geschäftsführung und Gesamtbetriebsrat naturgemäß unterschiedlich eingeschätzt, aber über die grundsätzliche Aussage, dass der Sanierungsbedarf und die Sozialplanmittel in etwa vergleichbarer Höhe anfallen würden, besteht Einigkeit.

Der Gesamtbetriebsrat ist zusammen mit den örtlichen Betriebsräten an einer nachhaltigen Lösung der in der Vergangenheit aufgelaufenen Probleme interessiert und sieht die anstehenden Interessenausgleichsverhandlungen als Chance und Gelegenheit nachhaltige Lösungen zu vereinbaren, die dem Bildungswerk Richtung und Zukunft geben können.

Das setzt aber ergebnisoffene und faire Diskussion und Verhandlungsführung voraus.

Der Gesamtbetriebsrat des DGB Bildungswerk e.V.

Anmerkung:

Anstatt jedoch auf diese Forderungen des Betriebsrates einzugehen und ohne weitere Informationen zur Verfügung zu stellen, beschloss der Vorstand des DGB Bildungswerks auf Vorschlag von Dr. Dieter Eich dann am 4. Oktober 2010 die Schließung der beiden Häuser. Er stellte die Betriebsräte vor vollende Tatsachen. Verhält sich so ein dem DGB zugehöriges Unternehmen?