Protestplakat - gemalt an dem Tag durch Beschäftigte, als Dr. Dieter Eich die Schließung bekannt gab.18.10.2010 – In einem Sonder-Info für die Belegschaft hat der Gesamtbetriebsrat (GBR) am Freitag über die aktuelle Situation im DGB Bildungswerk informiert, und dabei auch eigene klare Positionen bezogen:

Kritisiert wird in dem Info vor allem die mangelhafte Kooperationsbereitschaft auf Seiten der Geschäftsführung, die zahlreiche Gesprächsangebote der Arbeitnehmervertreter ausschlug und bis heute ihren nach dem Betriebsverfassungsgesetz gebotenen Informationspflichten nur teilweise nachkommt. So aber seien zahlreiche Aspekte der wirtschaftlichen Entwicklung und der tatsächlichen Situation des DGB Bildungswerks nach wie vor im Dunklen, betont der GBR in seiner Erklärung.

Nicht nachvollziehbar sei es ebenfalls, wie Bildungsangebote ohne die Tagungshäuser fortgeführt werden könnten, denn selbst Dr. Dieter Eich als Geschäftsführer habe bei anderer Gelegenheit bereits einen denkbaren Rückgang in den Seminarangeboten von etwa 30 bis 50 Prozent für möglich gehalten.

In der Tat: bis heute liegen noch nicht einmal Eckpunkte eines konzeptionellen Vorschlags für die Zukunft des Geschäftsbereichs Betriebsratsqualifizierung nach einer möglichen Schließung der beiden Häuser vor. Auch die „notwendige Debatte“ zur inhaltlichen und strategischen Ausrichtung des Bildungswerks insgesamt, findet nicht statt. So aber sei der Beschluss des Vorstandes vom 4. Oktober für die Arbeitnehmervertreter in keiner Weise akzeptabel. Sie betonen deshalb auch, dass Sozialplanmittel besser zur Sanierung der Häuser, als für die Finanzierung von Arbeitslosigkeit einzusetzen sind.

Vollständig kann der Bericht hier als PDF-Datei herunter geladen werden.

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Für den Förderkreis verdeutlicht dieses Info erneut, dass der Kampf und das Engagement um die Häuser zugleich auch ein solcher für die Fortsetzung eines qualifizierten Bildungsangebots für Betriebsräte unter dem Dach des DGB ist. Sehr kontrastreich dazu hingegen die Thesen einiger Leitungspersonen, die erneut in dieser Woche nicht müde wurden, genau das Gegenteil zu behaupten. Doch Begründungen, die über reine Absichtserklärungen hinausgehen Bildungsangebote auch ohne Häuser fortzuführen, sind kaum in Sicht. Gewerkschaftliche Bildungsarbeit findet ja nicht umsonst schon seit Jahrzehnten in eigenen Seminarhäusern statt. Nicht nur beim DGB. Ist also die These, es bleibe doch sonst alles so, wie es ist, eher ein Mittel zum Zweck? Sollen so Hoffnungen bei einem Teil des Personals, vielleicht auch bei Teilen der „Kundschaft“ erzeugt werden, es ginge dann schon irgendwie auch ohne die Häuser?

Doch man stelle sich nur mal ein zweiwöchiges Arbeitsrechtsseminar mit Plan- und Rollenspielen in einem stinknormalen Tagungshotel vor. Schon wer daran nur einen Moment denkt, der kommt schnell zu dem Schluss, dass das eigentlich nicht geht. Und wenn doch? Der spezielle inhaltliche, wie auch atmosphärischen Reiz eines solchen Seminar könnte kaum bewahrt werden. Sind wir also mit diesen Thesen im Reich der Märchen und Fantasien? Um kein Missverständnis aufkommen zu lassen: Natürlich wäre gewerkschaftliche Bildungsarbeit im Hotel besser, als es wenn überhaupt keine stattfindet. Aber ob das dann lange lebensfähig wäre? Der Unterschied zu den Privaten würde ja zunehmend beliebig. So aber sind Zweifel daran durchaus angebracht.

Sicher dass es auch in Zukunft Betriebsratsqualifizierung in guter Qualität geben kann, dass sind wir jedenfalls nur, wenn es uns gelingt unsere eigenen Tagungsstätten zu erhalten. Das zu erkämpfen haben wir aber selber in der Hand. Allerdings nur wenn wir zusammen stehen und uns nicht an Kleinigkeiten oder auch größeren Dingen auseinander dividieren lassen. Wir brauchen einander: Belegschaftsangehörige und ihre Betriebsräte, die Betriebsräte, die sich in den Häusern qualifizieren, auch Referentinnen und Teamende. Den Kampf um unsere Häuser können wir gewinnen. Dann, wenn wir alle gemeinsam an einem Strang ziehen!